Kottenforst bei Bonn

Im Süden der Stadt, in unmittelbarer Nähe zu Bonn, liegt der 4000 Hektar große Kottenforst. Seine Geschichte lässt sich von weitem verfolgen. Eine Urkunde aus dem Jahr 973 belegt, dass er seit den Franken als „Königswald“ regiert wurde. Wer heute mit dem Fahrrad, zu Fuß oder auf Inlineskates den Wald erkundet, wandert auf historischen Wegen. Das einzigartige Alleensystem stammt aus der Zeit des Kölner Kurfürsten Clemens August, der den Kottenforst für die Parforcejagd nutzte. An diese Zeit erinnern die barocken Kreuze und der Jägerpavillon mitten im Wald, der einst als Rastplatz für frische Pferde diente. Aufgrund seiner Größe ist der Kottenforst ein wertvolles Naherholungsgebiet und ein beliebtes Ausflugsziel.
Wo liegt der Kottenforst bei Bonn
Kurzes Video über der Kottenforst bei Bonn
Die Geschichte vom Kottenforst
Bereits die erste urkundliche Erwähnung in der berühmten Prümer Urbar – direkte Ursache war ein Besitzerwechsel der gesamten Waldmark zum Kloster Prüm im Februar 888 – führt dieses Gebiet bereits als „cotenforast“ auf. Der noch heute gültige Name des Waldes verwendet daher einen seit über 1000 Jahren wirksam dokumentierten Gebietsnamen.
In einer Urkunde von 973 bestätigte Kaiser Otto II. (955-983, römisch-deutscher Kaiser von 973-983) dem Erzbischof von Köln das Jagd- und Fischereirecht in der ehemaligen Reichsdomäne. Doch woher kommt der spezielle Name „Kottenforst“? Kotten kommt vom altkeltischen Wort Mantel für Waldgebiet. In fränkischer Zeit wurde der Zusatzbegriff Wald als Rechtsbegriff für unaufgebaute Wälder hinzugefügt. Als besitzerloses Land und Eigentum unterlagen sie dem Herrschaftsrecht, wonach die Nutzung des Waldes (Holz, Wild, Fisch, Bienen, Waldfrüchte) durch die Bürger stark eingeschränkt und mit Strafen geahndet wurde. schwer.
Von der Römerzeit bis ins Mittelalter
Schon die Römer nutzten den Kottenforst, um ihre beiden Garnisonsstädte CCAA (Colonia Claudia Ara Agrippinensium = Köln) und Castra Bonnensis (Bonn) mit Nahrung zu versorgen. Nördlich des Waldes wurden Reste des römischen Aquädukts der Eifel gefunden, eines der längsten Aquädukte des Römischen Reiches. Viele Funde deuten auf eine eher landwirtschaftliche Nutzung von Kottenforst durch die Römer hin. Während dieser Zeit wurde der Wald wahrscheinlich stark für die Viehzucht durchforstet.
Ende des 5. Jahrhunderts, nach der Vertreibung der Römer, wurde der Kottenforst an das karolingische Königsgut Muffendorf angegliedert, das 1120 von König Heinrich II. und so an die Benediktinerabtei Michelsberg in Siegburg übergeben. Muffendorf blieb Sitz der klösterlichen Forstverwaltung und des Forstgerichts. Der große Fachwerkhof von Muffendorf, der „Siegburger Hof“, auch „Jägerhof“ genannt, steht noch heute.
Andauernde Streitigkeiten über viele Nutzungsrechte zwischen benachbarten Höfen veranlassten das Kloster 1549 den Kottenforst an den Erzbischof von Köln zu verkaufen, der rund 650 Jahre lang das Jagdrecht im Kottenforst innehatte. Er besitzt es jetzt und wird es für fast 250 Jahre bleiben. Die Probleme der Übernutzung durch Beweidung, Mast und Holznutzung blieben bestehen und beeinträchtigten den Zustand des Waldes stark.
Der Wald wird barock – der Kottenforst unter den Wittelsbachern
Unter der Leitung des eifrigen Wittelsbachers Clemens August (1700–1761, Kurfürst und Erzbischof von Köln 1723–1761) wurden der Kottenforst und der nordwestlich angrenzende Waldville gewaltsam für die Jagd ausgebaut. Entstanden ist ein weitläufiges Wegesystem aus Gassen, die auf Böschungen mit beidseitigen Entwässerungsgräben ruhen und bis heute gut sichtbar sind.
Ihre radialen Abschnitte sind die in modernen Wanderkarten ausdrücklich erwähnten Alleen, während die sie verbindenden Wegabschnitte als Wege ausgewiesen sind. Beide verlaufen außergewöhnlich gerade und geradlinig für längere Strecken durch den Wald. In kurfürstlichen Zeiten dienten sie im Wesentlichen der schnelleren Bewegung der Pferdejäger und ihrer Jägerrudel, die sie bei den damals so beliebten Parforcejagden begleiteten.
Höhepunkt seiner Jagdbegeisterung war der Bau des Jagdschlosses Herzogsfreude in Röttgen. Hier laufen alle historisch belegten Hauptachsen des bis heute erhaltenen Wegesystems zusammen. Clemens Augusts Nachfolger schaffte die Jagd gewaltsam ab und verkaufte das Schloss, da der Staatshaushalt inzwischen desolat war. Nach weiteren Besitzerwechseln wurde es kurz nach 1800 abgerissen.
Französische Besatzung und preußischer Oberförster
Der feudale Wahlstaat endete 1794 mit der Besetzung durch Napoleon.
Nach neuen Regelungen des Wiener Kongresses wurde der Kottenforst 1815 preußischer Oberförster mit Sitz in Bonn. Die Regelungen sahen die Aufforstung der durch die französische Besatzung verwüsteten Gebiete vor.
Von den 3.500 Hektar Staatswald im Jahr 1829 befanden sich knapp 12 % in einem für die planmäßige Bewirtschaftung geeigneten Zustand. Mit den kleinen Wasserflächen der Maare als Rückhaltebecken wurde ein Entwässerungssystem errichtet. Als 1880 die Bahnstrecke Bonn-Euskirchen gebaut wurde, entstand auch der Bahnhof Kottenforst.
Vom Nationalwald zum Naturpark
Um die Jahrhundertwende war der Kottenforst ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Bonner Region. Mit der Wahl zur Bundeshauptstadt kam es zu einem großen Zuzug von Neubürgern in die Region Bonn. Der “Naturpark Kottenforst” wurde 1959 im Rahmen einer gemeinsamen Anstrengung von Bund, Ländern und Gemeinden gegründet, um die Schönheit und unberührte Natur des Kottenforst für Erholungssuchende zu erhalten und als Naturpark auszuweisen.
1967 wurde er um den Stadtteil erweitert und wurde zum „Naturpark Kottenforst-Ville“, der 2005 durch verschiedene Erweiterungen zum „Naturpark Rheinland“ wurde.
Vegetation – natürlich und naturnah
Der Kottenforst soll von Natur aus ein geschlossenes Maiglöckchen haben, ein Wald aus Stieleichen und Hainbuchen. Neben der namensgebenden Eiche, dem Charme und der Winterlinde wird diese besondere Waldgesellschaft stellenweise von der Rotbuche oder der Traubeneiche dominiert. Der Anteil an Straucharten wie Hasel, Sanddorn oder Wasser-Viburnum wäre gering und auf Randgebiete beschränkt, während einheimische immergrüne Bäume wie schattentolerante Stechpalmen Wuchsbereiche innerhalb des Waldes besetzen würden.
Ein typischer Aspekt für das vorherrschende Mikroklima mit seinen reichen regionalen Niederschlägen.
Nutzung durch den Menschen
Das aktuelle Pflanzenbild des Kottenforsts weist hingegen deutlich größere Abweichungen von der potentiellen natürlichen Vegetation auf, als er ohne den ständigen Führungseinfluss der Landwirte gedeihen würde. Das aktuelle Vorkommen von Nadelholzarten ist eine Besonderheit dieser Entdeckung. Während die ursprünglichen natürlichen oder einheimischen Waldgesellschaften in der gesamten Region keine Nadelbaumarten aufweisen, beträgt der Anteil der nicht einheimischen Gehölze (Nadelbäume) heute mindestens 40 %. Etwa die Hälfte der bestehenden Waldfläche spiegelt daher noch relativ naturnahe Verhältnisse wider, während die restlichen Teile der Fläche grundlegend und vielleicht auch sehr nachhaltig umgestaltet wurden.
Solche Veränderungen in der natürlichen Zusammensetzung von Baumarten sind immer auf Nutzungseinflüsse zurückzuführen, die teilweise bis in die Zeit vor der Kurzeit zurückreichen. Andererseits wurde eine sehr strenge Abholzung erst praktiziert, als die ursprünglich kirchlichen Güter nach der napoleonischen Zeit unter französische Verwaltung kamen. In den wenigen Jahrzehnten an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert wurden große Teile des Kottenforsts nach heutigen waldbaulichen Maßstäben geradezu ruinös genutzt.
Als die Region nach dem Wiener Kongress (1815) zu Preußen kam, fand die neu eingerichtete Forstverwaltung ein großes Gebiet verwüsteten Waldes vor, das insgesamt nur etwa 300 Hektar hohe Eichen- und Buchenwälder umfasste. . Mit der waldbaulichen Neugründung des Kottenforsts als Forstgebiet führten die preußischen Forstbehörden eine Vielzahl von Nadelbäumen ein, zunächst vor allem Waldkiefern und -fichten, später aber auch Lärchen und sogar eine Reihe außereuropäischer Nadelbäume, wie den Nordamerikanischen Riesen Tanne beim Sportplatz Pech. Der aufmerksame Besucher des Kottenforsts kann nun auch auf japanische Lärchen sowie Douglasien und nordamerikanische Mammutbäume stoßen.
Die nördlich des Kottenforst-Plateau abgebaute Braunkohle enthält in ihren verschiedenen Adern beeindruckende Überreste eines geschichteten fossilen Mammutbaums – erhalten als mächtige Stümpfe, fast 15 Millionen Jahre alt oder überraschend gut erhaltene Stammfragmente. Vor dem Geologischen Institut der Universität Bonn (Steinmann-Institut) in der Nussallee (Poppelsdorf) wurde ein imposanter Mammutbaumstumpf aus einem Braunkohletagebau errichtet.
Trotz der starken nutzungs- und waldbedingten Deformation gibt es in diesem Bereich von Kottenforst noch einige Erkenntnisse, die nahezu natürliche Verhältnisse offenbaren. Hervorzuheben ist ein solches Waldgebiet beispielsweise rechts und links der Flerzheimer Allee östlich des Bahnhofs Kottenforst.
Die ca. 19 ha große Waldfläche „Oberm Jägerkreuz“ stellt heute eine natürliche Waldzelle dar, deren typische Artenzusammensetzung darauf hindeutet, dass sie sich ohne menschliches Zutun zu einem echten Urwald entwickeln wird. Auf diesen Flächen, die landesweit als Naturwaldreservate ausgewiesen sind, findet daher keine Nutzung oder Umgestaltung des Waldes statt.