Dahlhauser Heide bei Bochum

In nur 50 Jahren bis 1900 wuchs die Einwohnerzahl Bochums von 4.500 auf 100.000. So fiel es auf die Minen, neue Viertel für ihre Arbeiter zu bauen. Beeinflusst von den utopischen Idealen der damaligen Zeit und um die Bedrohung durch die organisierte Arbeiterschaft abzuwehren, waren diese Viertel komfortabel und hatten alles, was die Arbeiter brauchen konnten. Bestes Beispiel ist die Dahlhauser Heide, die für Bergleute auf der Zeche Hannover im Nordwesten der Stadt angelegt wurde. Zwischen 1906 und 1915 wurden hier insgesamt 715 Wohneinheiten nach den Prinzipien einer Gartenstadt errichtet. Die Gebäude wurden im idyllischen historischen Stil gestaltet, umgeben von viel Grün, und das Gassengewirr erinnert heute eher an ein Dorf als an eine Industriesiedlung.
Wo liegt die Dahlhauser Heide bei Bochum
Kurzes Video über die Dahlhauser Heide bei Bochum
Das sollten Sie über die Dahlhauser Heide wissen
Die Siedlung Dahlhäuser Heide entstand zwischen 1906 und 1915 im Kreis Bochum-Hordel. Es wurde für die Bergleute der Grube Hannover und der Grube Hannibal gebaut. Insgesamt besteht die Siedlung aus 339 Doppelhäusern. Die Siedlung wurde nicht unter Denkmalschutz gestellt, aber ein Gesetz sieht vor, dass die von der Straße aus sichtbaren Elemente des Hauses vor Veränderungen geschützt sind. Bis Ende der 1970er Jahre wurden die meisten Häuser zum Verkauf angeboten und privatisiert. Wie damals üblich, gibt es hinter den Häusern große Gärten. Gemüse, insbesondere Kohl, wurde natürlich angebaut. Aus diesem Grund wurde die Kolonie liebevoll „Cap Colony“ genannt.
Architektur und Planung der Dahlhauser Heide
Die Planung der Siedlung übernahm der Chefarchitekt des Krupp-Baubüros Robert Schmohl aus Württemberg. Er verband die Idee der Gartenstadt mit dem Heimatstil und entwarf ein Arbeiterviertel mit dörflichem Charakter. Eine abwechslungsreiche Gestaltung von Fachwerkfassaden, niedrigen Traufen und Stallungen zwischen den Häusern erinnern an alte westfälische Bauernhöfe. Das Zweifamilienhaus mit Essküche und Wohnzimmer im Erdgeschoss und zwei Schlafzimmern im Obergeschoss ist die vorherrschende Bauweise. Großzügig angelegte Gemüsegärten für Gemüseanbau und Kleintierzucht sowie eine geschickte Begrünung der meist verwinkelten Gassen und Plätze unterstreichen das Bild einer romantisch-warmen Idylle zusätzlich. Ende der 1970er Jahre wurde das Anwesen Dahlhauser Heide vom Landeskurator unter Denkmalschutz gestellt. Seitdem wurden umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt, um die Lebensqualität zu verbessern und gleichzeitig das äußere Erscheinungsbild zu erhalten.
Stall und Garten zur Selbstversorgung
Die eineinhalbstöckigen Häuser haben einen ähnlichen Grundriss, eine niedrige Traufe und eine abwechslungsreiche Fassadengestaltung, die an Fachwerkhäuser erinnert. Die Häuser in der Dahlhauser Heide wurden größtenteils nach dem gleichen Prinzip gebaut: Während sich im Erdgeschoss Wohnzimmer und Küche befanden, führte das Treppenhaus im ersten Obergeschoss zu zwei Schlafzimmern. Jedes der Zweifamilienhäuser verfügte zudem über einen Garten, damit die Arbeiter unabhängig werden konnten. Die Knappen hielten dort oft eine „Bergmannskuh“ in einem Stall – so wurde die Hausziege zwischen Ruhrgebiet und Siegerland genannt und vor allem für die Milchproduktion verwendet. Gemüseanbau und Viehzucht waren in den oft schwierigen Zeiten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Grundversorgung der Bergleute im Ruhrgebiet.
Garden City und Kapkolonie
Der offizielle Name geht auf den Standort des alten Herrenhauses Dahlhausen zurück, den inoffiziellen Namen der Kolonie gaben die Bergleute, die in ihren Gärten die beliebten Kappes kultivierten. Für die Versorgung mit anderen Lebensmitteln gab es in der Kolonie zwei Gaststätten – und ganz wichtig: eine Tränke!
Der Platz ist sehr typisch für eine Gartenstadt. So schlängeln sich die Straßen nicht symmetrisch zwischen den Häusern. Aufgrund der Ähnlichkeit der Häuser kann man sich hier leicht verlaufen. In den 1970er Jahren wurde die Dahlhauser Heide anschließend unter Denkmalschutz gestellt. Alles in allem ist die Dahlhauser Heide eine charmante, helle und freundliche Bergmannskolonie im Ruhrgebiet, die man auf der Route der Industriekultur nicht verpassen sollte.
Tipp: Besuchen Sie auch das Gelände des angrenzenden alten Hannoverschen Bergwerks, das örtliche Kinderbergwerk „Knirps“ oder den Königsgruber Park.